Nach mehreren Tagen der Akklimatisation in den Hochebenen zwischen 2500 und 4300m über dem Meeresspiegel haben wir uns entschlossen, einmal ein bisschen höher hinaus zu gehen. Als einfach zu besteigender Vulkan wurde uns der Vulcan Tocco empfohlen, der sich bis auf 5650m über dem Meeresspiegel erhebt. Startpunkt ist ein Platz auf ca. 4800m, sodass wir noch eine Wanderung von ungefähr 800 Höhenmetern zu bewältigen haben.
Morgens wurden wir von unserem als englischsprachigen Guide am Hotel abgeholt. Leider stellte sich auch sehr bald heraus, dass es sich bei seinem Englisch auf ein paar wenige Worte beschränkte, und wir mit unserem noch mäßigeren Spanischkenntnissen besser zurecht kamen.
In einem Rutsch fuhren wir also zusammen zum Ausgangspunkt auf 4800m. Dort ausgestiegen erwarteten uns bereits eisige Temperaturen, doch es sollte noch kälter werden. Die ersten paar hundert Höhenmeter waren noch richtig relaxt. Unser Guide empfahl zwar, ganz langsam zu machen, doch im sportlichen Eifer versucht man seinem Schritt gleichzuziehen… Das ging dann am Anfang auch richtig gut. Muskulär war es überhaupt kein Problem diesen Schritt mitzugehen. Doch mit der Zeit kam da noch ein komisches Unwohlsein-Gefühl hinzu, das mich dann doch veranlasst hat, auf seinen Tip zu hören, und etwas langsamer zu machen. Das leichte Schwindelgefühl verschwand dann auch ziemlich schnell wieder mit dem angepassten Tempo. Für mich war es eine riesen Einschränkung wirklich so langsam vorwärts gehen zu müssen. Richtig schön im Entenmarsch, einen Schritt vor den anderen…
Damit hatte Doro aber viel weniger Probleme. Da sie nach (eigenen Aussagen) sowieso nie anders läuft, merkt sie scheinbar auch keinen Unterschied mit der Höhe. Dadurch, dass das Tempo von Anfang an angemessener gestaltet wird, ist diese Tour für sie sogar noch erholsamer als eine Alpenwanderung. So sind sie halt, die Frauen. Vielleicht ist ja wirklich was dran am Gerücht, dass Frauen die dünne Höhenluft viel besser wegstecken als die Männer.
Mit jedem Höhenmeter wurde es auch noch kälter. Vor allem wenn wir wieder auf eine ohne Windschutz kamen, wurde es eisig kalt. Dies machte unserem Schweizer Begleiter zu schaffen, da sein Camelbak-Trinksystem eingefroren war. Der Schlauch, durch den er normalerweise Wasser ziehen konnte, war total eingefroren. Da ist es von Vorteil, wenn man sich normale Plastik-Wasserflaschen mitnimmt. Die Eisklumpen im Wasser verstopfen zwar ein wenig, aber es kommt immer noch genügend Flüssiges durch.
Oben angekommen war das Glück dann perfekt. Es ist schon ein erhabenes Gefühl auf dieser Höhe zu stehen, und den genialen Ausblick zu geniessen. Vom Vulcan Tocco aus sieht man den schön geformten Vulcan Lincancabur, sowie dahinter die Laguna Verde. Diese Aussicht wurde gleich für viele Photos in alle Richtungen genutzt.
Lang war hielt dieses Hochgefühl dann aber auch nicht an. Durch die Kälte, die immer weiter durchdrang, sowie die dünne Luft verspürt man sehr bald den Drang, endlich wieder nach unten zu gehen. Der Abstieg war dann auch das leichteste an dieser Tour. Durch den weichen Kies-Untergrund konnte man sich einfach runter-treiben lassen. Nach dem schnellen Abstieg ging es dann auch wieder genausoschnell mit dem Jeep runter in das auf 2500m gelegene San Pedro.
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