Quelle Challenge Roth – Wir sind “Ironmen”

Zusammen mit Domenico und Udo bin ich heute in Roth beim “Best old Race” über die Ironmandistanz gestartet. Das wichtigste zuerst: Wir sind alle im Ziel angekommen, trotz teilweise widriger Bedingungen und Kälte. Damit hatten aber auch die Zuschauer zu kämpfen.

Anfangen will ich aber zuerst mal mit der Woche davor….

DIE LETZTE WOCHE

Mittwoch Nachmittag, also knapp 4 Tage vor dem Rennen konnte ich mein Rad endlich wieder aus der Reparatur abholen, nachdem es zuvor über 14 Tage gedauert hat, ein “Austauschbares Schaltauge” zu besorgen. Über ein Ungarisches Ersatzteillager konnte mein Händler hier wenigstens noch was organisieren. Die “deutsche” Alternative wäre nicht mehr vor September lieferbar gewesen… Naja soweit so gut. Mittwoch Abend wir das Rad nochmals ausgefahren, fühlt sich eigentlich gut an. Donnerstag abend dann kommt der Schock. Bei den letzten Vorbereitungen am Rad fällt mir auf, dass sich das grosse Kettenblatt nicht mehr schalten lässt ( bin ich am Tag zuvor wirklich nur mit dem grossen Blatt gefahren??? ). Naja Umwerfer einstellen kann ja eigentlich nicht so kompliziert sein, denke ich mir, und hol mein Rad-Werkstatt Handbuch heraus, und fange an am Umwerfer zu tunen. Es dauert nicht sehr lange, da macht es beim Ausprobieren auf einmal “knacks” im linken Schalthebel… Was sich schon sehr schlimm angehört hat, fühlte sich bei einer erneuten Betätigung des Schalthebels noch schlimmer an… Der Druck ging komplett ins Leere. Der Schalthebel scheint wohl kaputt zu sein. Toll. Noch 3 Tage bis zum Wettkampf, und schonwieder kein Fahrrad mehr…

Erste Anfragen bei Radhändlern dämpften meine Stimmung noch weiter. Ein Ultegra Schalthebel scheint kein Ersatzteil zu sein, das die Händler standardmässig horten. Freitag klage ich dann Domenico mein Leid, und treff dabei genau den Richtigen. Zufällig hat er genau die passenden Schalthebel bei sich zu Hause, und wollte sie sowieso verkaufen. Also geht’s Freitag Mittag nach der Arbeit zu Domenico, wo wir mit dem Anbringen der neuen Schaltgriffe auch mehr Probleme haben, als vorab vermutet, aber irgendwann schaffen wir das doch, und auf einer kleinen Probefahrt um Kluftern hab ich endlich ein Rad unterm Hintern, mit dem man beim Ironman antreten kann. DANKE DOMENICO!!!.

Kurzer Blick auf die Uhr, und entsetzt feststellen, dass es schon nach 19h ist. Eigentlich wollte ich noch packen, und mich noch mit Doro auf den Weg nach Nürnberg machen… Also kurz heimgesprintet, hastig die letzten Sachen gepackt, und im Auto verstaut. So ging’s dann um 21h los auf den Weg nach Nürnberg. Naja, wenigstens war nicht viel Verkehr auf der Strasse, und wir konnten Samstag ausschlafen. Um 1 Uhr Nachts fallen wir dann sehr müde in unsere Hotelbetten…

DER TAG DAVOR

Auf dem Plan für Samstag stand dann wieder Organisatorisches : Startnummer holen, Starterbeutel packen ( ganz kompliziert, fast wie Malen nach Zahlen: Laufschuhe in die Grüne Tasche, Radschuhe in die Rote, … ). Auf der Triathlon-Expo treffen wir dann auch Udo und Tina, die bereits am Vortag angereist sind. Gemeinsam machen wir uns noch Sorgen darüber, ob es Domenico noch rechtzeitig zur Startnummernausgabe schafft. Beim letzten Lebenszeichen stand er schon im ersten Stau direkt hinterm Bodensee… Das konnte noch eng werden. Das Wetter wird mit dem Laufe des Tages immer schlechter. Den “Höhepunkt” erreicht es, als wir zum “Bike-Checkin” nach Hippoldsstein fahren. Wieso muss es gerade am stärksten regnen, wenn man sich gerade auf den Weg zum 1km entfernten Bike-Park macht??? In gewisser Weise war das aber bereits ein kleiner Vorgeschmack auf das, was uns am Sonntag erwarten sollte …

Hinter dem Bike-Checkin hole ich mir noch eine Portion Pasta in flüssiger Form ( Werbespruch des Energie-Gel Sponsors : 1 Portion Pasta == 200ml Energy-Drink ). Doro ist richtig entsetzt. Überall wird mit Low-Fat , wenig Kalorien geworben, und hier bekommt man die Kalorienbomben in konzentrierter Form. Ich hol mir direkt einen Zweiten, das Zeugs ist richtig gut…

So gestärkt geht’s wieder zurück nach Roth. Da wir noch lange Zeit haben bis zur Wettkampfbesprechung gönnen wir uns einen kleinen Stadtbummel, und erhaschen uns noch die letzten beiden Stücke Kuchen in einem schnuckeligen Cafe in Roth.. Auf der Wettkampfbesprechung dann gibt’s nicht viel was wir nicht eh schon wussten. Der Sonntag scheint sehr lang und anstrengend zu werden. Die “Wettervorhersagen” versprachen wenigstens, dass nach einem verregneten Schwimmen und Radfahren noch ein “sonniger” Lauf folgen sollte… Das liess ja hoffen, ich hoffe noch, dass die Veranstalter nicht bei wetter.com geschaut haben. Da bin ich schon selbst auf die Schnautze geflogen. Nach einer Familienpizza und Spaghetti Bolognese geht’s dann auch ins Bett. Wecker noch kurz auf 4:30h gestellt, und weggedöst.

DER WETTKAMPF

Sonntag morgen fing dann schon recht früh an. Ich weiss nicht, wieso ich ab 3:00 nicht mehr schlafen konnte, irgendwann dreh ich mich nur noch von einer Seite auf die andere, und steh dann um 4:15h noch auf, bevor mich mein Wecker dazu zwingt. Mit einem Blick in meine Starterbeutel vergewissere ich mich, dass immer noch alles in den richtigen Beuteln steckt ( wie ich es auch schon zig Male vorher festgestellt hatte). Frohen Mutes öffne ich die Jalousie und wage einen ersten Blick nach draussen…. Scheisse Regen, ich glaub der ist seit gestern stärker geworden. Frühstück fällt heute aus, die Pizza von gestern abend “sättigt” immer noch, also geht’s gleich auf den Weg zum Schwimmstart bei Hippoltstein.

Um 5:30h ging’s dann gleich zur “OAB” – Oberarmbeschriftung. Es schwimmt zwar jeder mit Neoprenanzug ( 20° Wassertemperatur, 12° Lufttemperatur ), aber Ordnung muss sein, die Startnummer muss mit Edding auf dem Oberarm verewigt werden, bevor man den Neo drüberpackt, so stehts halt im Regelwerk der DTU….
Danach geht’s zum Rad. Letzter Check, ob die Luft über Nacht gehalten hat.

Um 6.00h treffe ich dann Udo. Wir wollen uns den Start der Profis um Triathlon-Weltmeister Macca – Chris McCormack anschauen, der eine Woche nach seinem Sieg beim Ironman in Frankfurt bereits wieder auf die Ironman-Distanz gehen wollte. Unvorstellbar!!!.  Dann macht es einen lauten Knall, und das Rennen ist eröffnet. Die Profis fackeln nicht lange, und weg sind sie…

So langsam wirds auch bei mir kribbeliger. Bis zum Start meiner Startgruppe ist es jetzt auch nur noch eine halbe Stunde, und die Zeit vergeht so schnell. Kurz später werde ich mit den anderen Leuten aus meiner Startgruppe in den Kanal gelassen, um nochmals 75m zum Schwimmstart zu Schwimmen. Hier entdecke ich noch Doro, Tina, Domenico, Udo und Holle, die mir noch ein letztes Mal glück wünschen. Dann macht es wieder einen Knall, und es geht auch für mich los..

Teil 1 – 3,8km Schwimmen

7:10h, das Rennen ist jetzt auch für mich eröffnet. Schon auf den ersten Metern Schwimmstrecke muss ich feststellen, dass ich mich wohl zu weit vorne eingeordnet habe. Erst wuselt es nur an den Beinen, dann steigen die ersten schon über mich hinweg… Ich denk nur, schnell raus hier, und such mir ein ruhigeres Plätzchen am Rand des Kanals lass die anderen nur schön Catchen, ich will schön gemütlich Schwimmen. So ging das dann auch richtig gut, und die ersten zwei Kilometer vergingen wie im Flug. Dann fing das an, was mich später erst noch richtig beschäftigen sollte. Mein Magen fing an komische Geräusche zu machen, und ich musste Luft ablassen… Geht ja noch, hört hoffentlich auch bald auf. Die restlichen 2 Kilometer vergehen dann wiederum wie im Flug, und ich kann das Wasser nach 1:13:59h verlassen. Für mich “Nichtschwimmer” eine grandiose Zeit. Geplant waren hier knapp 1:20h. Ging ja schon verheissungsvoll los…

Teil 2 – 180km Radfahren

8:30h : Nach einem gemütlichen Wechsel geht es nun auf die Radstrecke, den Teil des Ironman, auf den ich mich am meisten gefreut hatte. Nach dem ersten Kilometer einrollen fing ich dann an zu drücken. Die ersten 37km gingen so dann im 36kmh Schnitt vorüber. Das Gefühl auf dem Rad war richtig gut, nur wusste ich nicht, was mich noch alles erwarten sollte, noch waren knapp 140km zu fahren, und noch ein Marathon zu laufen, also eher ein bisschen zurückstecken, damit nicht schon jetzt die ganzen Körner verschossen werden. Kurz vor Ende der ersten Runde dann der Hammer in Hippoltstein: Ich hatte schon vom Solarer Berg gehört, aber sowas hatte ich nicht erwartet: Erst hat man die Menschenmasse nur gehört, und dann sah man auch langsam, wie die Strasse enger wurde, und immer mehr Menschen sich an der Strecke drückten. Irgendwann fuhr man wie in einen Trichter, in dem immer erst im letzten Moment wieder einer zur Seite hüpfte, und einen Durchgang freimachte. Die vielen Menschen pushen einen so richtig den Berg hoch. Das ist ein Erlebnis, hier durchzufliegen allein ist schon die ganzen Strapazen wert. Zum Glück kommen wir hier auf der zweiten Runde nochmals vorbei …

Zur Halbzeit dann sehe ich auf meinem Tacho einen 34er Schnitt. Sehr gut, immer noch schneller als geplant, und fühlt sich richtig gut an. Also nochmals auf die Runde, nochmals über den Kalvarienberg und Greding zum Solarer Berg. Nochmals die Tour-de-France-mässige Stimmung am Solarer Berg mitnehmen, und dann auch schon zur Wechselzone zum Laufen abbiegen. Nach 5:15h für die 180km (34,2kmh) nehmen mir die freundlichen Helfer mein Rad ab, und es geht weiter zum Marathon…

Teil 3 – 42,195km Laufen

In der Wechselzone mache ich dann erstmals eine Dixie-Pause. Es soll mich ja nichts stören beim Laufen.
Um 13:50h geht es dann auf die Marathon-Strecke. Nach dem ersten Kilometer auf “Storchenbeinen” fühlt sich dann gleich wieder alles verdammt locker an. Die ersten 12km laufen viel zu gut ( 54min ), so einfach kann doch kein Ironman sein… Die gute Stimmung wendete sich dann aber ziemlich schnell. Wieso muss jetzt auf einmal wieder der Magen/Darm verrückt spielen? Bei KM15 mache ich zum ersten Mal einen Abstecher hinter ein Gebüsch. Hinterher läufts erstmal wieder normal, doch nach 2km wirds erneut unerträglich. Hinters Gebüsch, und weiter gehts. Dieses Spielchen ging nun immer schön weiter bis KM35, regelmässig in 1 bis 2KM Abständen wurde das Gebüsch aufgesucht, und hinterher wieder weitergelaufen. Ab KM37 war dann wohl auch der letzte Essensrest aus meinem Magen-Darm-Trakt verschwunden, und es ging im 5er Tempo in Richtung Ziel. Je näher man ans Stadion kommt, umso mehr hört man die Menschen jubeln, dann wechselt man auf den blauen Teppich, noch 2 Kurven und noch viel mehr abgeklatschten Zuschauer-Händen taucht das Ziel vor mir auf. Nach 10:18:04h endlich ein Ironman… Der “beschxxxxxx” Marathon mit 3:39:49h geht in der Freude über das Ergebnis unter, es überwiegt der Freudentaumel. Eines wird jetzt schon klar : Beim nächsten Mal wird die 10h Marke angegriffen…. 🙂

Ergebnisse:

  • Thomas : 10:18:04h ( Schwimmen: 1:13:59, Radfahren: 5:15:40, Laufen: 3:39:49h )
  • Udo :           12:02:47h ( Schwimmen: 1:08:49, Radfahren: 6:08:05, Laufen: 4:30:08h )
  • Domenico: 13:26:40h ( Schwimmen: 1:09:36, Radfahren: 6:49:57, Laufen: 5:12:33h )

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